24. Mai 2024 - 22. September 2024

21. Mai 2024

Interview mit Saskia Speidel von der steep GmbH

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Die steep GmbH wurde 1961 unter dem Namen „Elektronik- und Luftfahrtgeräte GmbH“ mit 7 Mitarbeitern gegründet und ist heute ein international erfolgreicher Dienstleister mit mehr als 30 Standorten und rund 800 Mitarbeitern in Deutschland und Europa. steep spiegelt Inhalte des Leistungsportfolios wieder und setzt sich zusammen aus s für service, t für training, e für engineering, e für energy und p für products. Wir haben mit der steep-Mitarbeiterin Saskia Speidel (Foto) über ihren Werdegang, das Leben als SAP-Beraterin und, ganz fachspezifisch, die Aufgaben von SAP FI/CO innerhalb eines Unternehmens gesprochen. Wir wünschen euch viel Vergnügen mit diesem lesenswerten Interview.


Guten Tag Frau Speidel. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview nehmen. Stellen Sie sich unseren Leserinnen und Lesern doch bitte einmal kurz vor.

Mein Name ist Saskia Speidel, ich bin 38 Jahre alt und wohne in Ulm. Ich arbeite seit 13 Jahren als SAP Beraterin, zuerst nur im Modul FI und seit 8 Jahren auch im Modul CO.

Ich komme als Beraterin aus einer Mittelstandsfirma, war anschließend mehrere Jahre in einem Konzern und danach in einem Beratungsunternehmen beschäftigt. Seit Oktober 2017 bin ich wieder als In-House Beraterin im Mittelstand beschäftigt.

Sie arbeiten bei der steep GmbH – was ist das für ein Unternehmen? Was ist die (Haupt-)Branche, in dem das Unternehmen agiert?

Die steep GmbH, seit 1961 am Markt erfolgreich, ist ein technisches Dienstleistungsunternehmen mit mehr als 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Hauptsitz in Bonn und über 30 weiteren Standorten in Deutschland und Europa.

Die Kolleginnen und Kollegen beraten und betreuen oftmals sehr komplexe Projekte in den Bereichen IT, Systemintegration / mobile (Kommunikations-) Netze, Radar-, Mess-/Prüftechnik; andere haben ihren Schwerpunkt im technischen oder kaufmännischen Facility Management oder im Training.

Im Geschäftsbereich IT sind wir knapp 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ca. 35 davon sitzen an unserem Standort in Ulm. Wir beraten und unterstützen Kunden aus dem öffentlichen, aber auch industriellen Sektor bei Themen der IT-Sicherheit/Datenschutz, Systemadministration/Support, IT-Engineering und SAP.

Was ist Ihr Aufgabenbereich bei der steep GmbH?

Mein Aufgabenbereich innerhalb des SAP-Teams umfasst die Betreuung unseres eigenen SAP-Systems sowie Kundensystemen im SAP FI/CO Umfeld, wobei ich insbesondere für das Customizing zuständig bin. Mein Aufgabenbereich schließt auch den 1st und 2nd Level Support von Incindents und Change Requests mit ein. Ich arbeite eng mit dem Fachbereich zusammen und suche nach Lösungen bei neuen oder geänderten Anforderungen. Sollte sich eine Anforderung, z.B. aus dem Reporting Umfeld, nicht im SAP Standard lösen lassen, so diene ich als Schnittstelle zu unserer Programmierung und erstelle die entsprechende Programmieranforderung.

Ihrem Lebenslauf habe ich entnommen, dass Sie mehrere Jahre als SAP FI und CO Beraterin tätig waren – bitte erklären Sie doch kurz, worum es sich bei SAP FI und SAP CO handelt und wie man sich die Arbeit als FI/CO-Beraterin vorstellen kann.

Bei SAP Modul FI (Financial Accounting) handelt es sich um das externe Rechnungswesen. Mit dem SAP-FI-Modul können Unternehmen Finanzbuchhaltungsdaten in einem internationalen Rahmen mit mehreren Unternehmen, Währungen und Sprachen verwalten. Im FI ist vieles gesetzlich vorgegeben, da die Bilanzierung rechtliche Vorgaben erfüllen muss.

Beim Modul CO (Controlling) handelt es sich um das interne Rechnungswesen. Dazu gehören die Kontrolle und Analyse der Kosten, der Kostenarten und der Kostensätze, die im Unternehmen entstehen und verbucht worden sind. In der Regel berichtet das Controlling direkt an die Unternehmensführung. Im CO ist man im Gegensatz zum FI freier, da niemand außerhalb des Unternehmens Kenntnisse von der Kostenstellstruktur hat oder man eine Profitcenterrechnung aufgrund der unternehmerischen Gegebenheiten aufbauen kann.

Die beiden Komponenten FI und CO weisen eine enge Verzahnung auf, welche im Laufe der Zeit immer noch stärker zusammengewachsen ist – erst durch die Einführung der neuen Hauptbuchhaltung und vor allem unter SAP HANA. Die Module FI/CO werden allerdings auch für die Logistik benötigt; z.B. findet bei einer Wareneingangsbuchung, der eine Bestellung zugrunde liegt, eine FI-Buchung statt und ggf. auch eine CO-Buchung.

Als SAP FI/CO Beraterin ist die Arbeit sehr abwechslungsreich. Über das Projektgeschäft, das die Einführung neuer Komponenten, z.B. elektronischer Kontoauszug oder ein Redesign Bsp. Umstellung Kontenplan umfasst, ist man darüber hinaus damit beschäftigt, Incidents zu lösen oder Change Requests zu bearbeiten und Dokumentationen zu erfassen.

Seit einigen Jahren sind Sie als Anwendungsberaterin tätig. Wie unterscheidet sich die Arbeit als klassische Beraterin von der als Anwendungsberaterin?

Als klassische Beraterin ist man mehr mit der Projektplanung und dem Einhalten des Budgets beschäftigt. Man wird hier einen guten Überblick über das Ganze erhalten, während man als Anwendungsberaterin durch die anschließende Betreuung fachlich in die Tiefe geht.

Wieso haben Sie sich für den Bereich FI und CO als Aufgabenfelder entschieden?

Nachdem ich zuvor als Anwenderin im FI/CO Umfeld gearbeitet habe, kannte ich mich mit den Prozessen aus.

Wie war Ihr allgemeiner Werdegang?

Nach meinem Abitur habe ich eine Ausbildung zur Industriekauffrau absolviert und danach als Anwenderin im FI/CO Umfeld gearbeitet. In dieser Zeit habe ich ein berufsbegleitendes Studium zur Betriebswirtin (VWA) absolviert. Nach meinem Studium wurde bei meinem Arbeitgeber eine Stelle als FI/CO Beraterin ausgeschrieben, auf die ich mich erfolgreich beworben habe.

Sie haben eine Ausbildung gemacht und danach noch ein Studium begonnen – denken Sie, dass eine solche Doppelausbildung für Ihr Aufgabenfeld essenziell ist?

Die Doppelausbildung ist meiner Meinung nach nicht essenziell, allerdings werden einem im Studium verstärkt Themen wie das selbständige Erarbeiten von Inhalten und analytische Fähigkeiten vermittelt, die in meinem Aufgabenfeld benötigt werden.

Was ist Ihrer Meinung nach der ideale Weg, um als SAP-Beraterin bzw. SAP-Berater durchzustarten?

Den idealen Weg und auch Werdegang, um als SAP-Berater:in anzufangen, gibt es nicht. Von der Key-User Position, die nach einer erfolgreichen SAP Einführung im Unternehmen in die SAP-Abteilung wechselt, bis zu einem Traineeprogramm in einem Beratungshaus sind viele Wege möglich. Auch ein duales Studium der Wirtschaftsinformatik in einer Firma mit der Übernahme in die SAP Abteilung ist ein häufig eingeschlagener Weg.

War es schon immer Ihr Ziel/Wunsch, als SAP-Beraterin zu arbeiten? Was waren Ihre Beweggründe?

Ich glaube, für kein Kind ist SAP-Berater:in ein Berufswunsch. Aber schon recht früh nach Beginn meiner Ausbildung hat mich die Integration des SAP-Systems fasziniert und ich wollte mich mit der zugrundeliegenden Technik befassen. Das Analysieren von Problemen und die Themenwechsel finde ich nach wie vor sehr spannend.

Was sind Ihrer Meinung nach die Vor- und was die Nachteile, die das Leben im SAP-Beratungsgeschäft mit sich bringt?

Dadurch, dass SAP als ERP Anbieter der Weltmarktführer ist, handelt es sich um einen krisensicheren Job. Man kann sich in ganz verschiedene Richtungen entwickeln und lernt auch nach Jahren nicht aus. Durch die starke Integration der verschiedenen Module arbeitet man eng mit den Kollegen und auch externen Beratern zusammen.

Der einzige Nachteil, der mir einfällt, ist, dass es in Projektphasen zu einem Termindruck kommen kann.

Als für wie wichtig erachten Sie Zusatz-, Weiterbildungs- und Zertifizierungsangebote für Studierende – wie das von erp4students – für den Job-Einstieg ins SAP-Beratungsgeschäft?

Weist man eine zusätzliche Weiterbildung oder Zertifizierung vor, ist dies für Bewerber von Vorteil, da man hier die Prozesse und das Customizing kennenlernt. Dieses Wissen muss dann über die Praxis und mit Hilfe von erfahrenen Beratern vertieft werden.

Welche Tipps und Hinweise würden Sie Studierenden geben, die sich für eine Karriere im SAP-Beratungsgeschäft interessieren und sich darauf entsprechend vorbereiten wollen?

Die Studierenden sollten sich im Vorfeld die Frage stellen, welches Modul die eigenen Interessen am meisten widerspiegelt. Startet man seine Karriere in einem Beratungshaus, dann kann aufgrund des Projektgeschäftes schnell Wissen erworben und vertieft werden. Man muss sich allerdings auf viele Reisezeiten einstellen, welche das Privatleben einschränken können.

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