24. Mai 2024 - 22. September 2024

21. Mai 2024

Interview mit Dr. Yilmaz Alan (Detecon International GmbH)

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Die Schlagworte „digitale Transformation“, „Industrie 4.0“ und „Big Data“ sind Begriffe, die schon seit geraumer Zeit nicht mehr nur in eingeweihten Wirtschaftskreisen kursieren, sondern bereits den gesamten Wirtschafts- und ITK-Sektor durchzogen haben. Genauso sind einschlägige Medien und Fachleute schon lange Zeit Teil dieses Diskurses - ebenso wie Unternehmen, Arbeitgeber, Arbeitnehmer und Berufseinsteiger. Häufig ist in diesem Kontext von einem „Fachkräftemangel“ die Rede, was demzufolge suggeriert, dass in Zeiten von „digitaler Transformation“, „Industrie 4.0“ und „Big Data“ viel Potenzial zur Verfügung steht, das vor allen Dingen von Unternehmen und dort von fähigen (Nachwuchs)Kräften genutzt werden muss. Doch was genau verbirgt sich nun hinter diesen Termini und von welchem Potenzial ist im Konkreten überhaupt die Rede? Eines der Unternehmen, das sich genau an diesen Schnittstellen bewegt, ist die Detecon International GmbH mit Sitz in Köln. Wir haben mit Dr. Yilmaz Alan, den Verantwortlichen für den Geschäftsbereich „Services“, über genau diesen Themen-Komplex gesprochen.

 

Herr Dr. Alan, könnten Sie sich kurz vorstellen und unseren Lesern erklären, wer die Detecon ist und was sie macht?

 

Mein Name ist Yilmaz Alan. Ich bin 40 Jahre alt und lebe in München. Seit meinem wirtschaftswissenschaftlichen Studium arbeite ich als Unternehmensberater für Klienten aus verschiedenen Branchen. Bei der Detecon verantworte ich das Beratungsgeschäft für Klienten aus den Dienstleistungssektoren wie Banken, Versicherungen und Handel.

Die Detecon ist eine Tochter der Deutschen Telekom. Wir unterstützen unsere Klienten im Management der digitalen Transformation. Dabei geht es um strategische Fragestellungen wie z.B. der Frage, wie das eigene Geschäftsmodell angepasst werden muss, um den Chancen und Risiken der zunehmenden Digitalisierung zu begegnen. Einerseits bieten sich zwar durch die Digitalisierung neue Möglichkeiten der Kundenansprache und der Produktion. Andererseits begegnen etablierte Konzerne immer mehr der Gefahr, dass digitale und äußerst agile Start-Ups ihre Schnittstelle zum Kunden „wegnehmen“.

Wir führen aber auch operative Projekte durch, in denen wir unseren Klienten bei der Umsetzung von Digitalisierungsprojekten helfen. Klassischerweise übernehmen wir in solchen Vorhaben das Projektmanagement.

 

Als Verantwortlicher für den Geschäftsbereich „Services“ steuern Sie alle Beratungsaktivitäten für die Dienstleistungsbranchen „Public“, „Retail & Consumer“, „Travel & Transport“, „Energy“ und „Financial Services“. Damit unterstützen Sie unmittelbar ihre Klienten bei den Herausforderungen der sogenannten „digitalen Transformation“. Bitte erklären Sie doch kurz, was man darunter versteht.

 

Die digitale Transformation macht sich durch einen sozialen und volks- und betriebswirtschaftlichen Wandel bemerkbar. Der soziale Wandel betrifft in erster Linie unser Kommunikationsverhalten, das sich zunehmend auf digitale Kanäle verlagert. Soziale Netzwerke sind hier nur eine Ausprägung. Der volkswirtschaftliche Wandel äußert sich durch eine Verschiebung von Branchengrenzen, weil Unternehmen für sich neue Geschäftsfelder entdecken. Zudem ist zu erwarten, dass technologische Entwicklungen wie Robotics eine Veränderung des Arbeitsmarktes bewirken werden.

Für Unternehmen existieren durch diesen Wandel hohe Potenziale. Beispielsweise ist es verstärkt möglich, Kundendaten zu erheben und zu verarbeiten. Dafür müssen sie die wesentlichen technologischen Treiber erkennen und zu ihrem Nutzen verwerten. Als wesentliche Treiber sehen wir hier

  1. die Fähigkeit, mit großen Datenmengen „intelligent“ umgehen zu können,
  2. die starke Vernetzung von Individuen (soziale Netzwerke) und Maschinen (Industrie 4.0),
  3. die Nutzung der zunehmenden Mobilität von Individuen und Technologien und
  4. die exponentiell anwachsende „Intelligenz“ von Maschinen. 

Bei dem letzten Punkt geht es darum, mit Computertechnologien arbeiten zu können, die – ähnlich einem Menschen – Informationen nicht nur als Bits und Bytes verarbeiten, sondern ihre Bedeutungen und Konsequenzen bewerten können

  

Eng mit der „digitalen Transformation“ verbunden ist die von Ihnen bereits erwähnte „Industrie 4.0“ - Was sind die Voraussetzungen (gesellschaftlich wie technisch), damit „Industrie 4.0“ funktionieren kann?

 

Industrie 4.0 umfasst einen Komplex von Technologien und Prozessen, die zu einem Paradigmenwechsel in der Fertigung und der Logistik führen werden. Dabei werden Computer verstärkt dazu eingesetzt, Informationen zwischen Maschinen auszutauschen um den Gesamtablauf zu optimieren. Dadurch können Ressourcen effizienter genutzt werden weil beispielsweise Lagerhaltungskosten minimiert werden.

Das neue Paradigma geht allerdings über eine reine technologische Entwicklung hinaus. Diese industrielle Revolution soll dazu führen, dass eine flexiblere und schnellere Anbindung von Partnern an die eigenen Systeme möglich ist. Das vereinfacht es Unternehmen, sich auf die eigenen Kernkompetenzen zu konzentrieren und unterstützende Leistungen nach Bedarf von Partnern zu beziehen.

 

Im Zusammenhang mit „Industrie 4.0“ fällt häufig der Terminus „Big Data“. Was versteht man darunter?

 

Big Data umfasst die Fähigkeit, große, komplexe Datenmengen zu Zwecken der Entscheidungsfindung auswerten zu können. Beispielsweise können Wetterdaten ausgewertet werden um Versicherungskunden Handlungsempfehlungen zu schicken.

Im Kontext von Industrie 4.0 wird Big Data sehr wichtig, weil in modernen Fertigungsprozessen enorme Datenmengen generiert und verarbeitet werden. Diese Fähigkeit wird in Zukunft entscheidend sein, um Wettbewerbsvorteile erringen zu können.

 

SAP hat mit HANA eine Softwarelösung entwickelt, mit der es möglich ist, Big Data sehr schnell auswerten zu können. Wie beurteilen Sie SAP HANA und wie schätzen Sie den zukünftigen Stellenwert dieser Lösung ein - besonders im Kontext der „digitalen Transformation“?

 

HANA ist eine Lösung, die sich zunehmend in der Unternehmens-IT durchsetzt. Technolgisch handelt es sich um eine so genannte „In-Memory-Plattform“ – durch die Vorhaltung der Daten im Arbeitsspeicher ist es möglich, große Datenmengen wesentlich schneller zu verarbeiten, als es eine Speicherung auf Festplatten zulassen würde.

In den letzten Jahren hat SAP die HANA-Technologie um Anwendungen und Benutzeroberflächen erweitert. Dadurch können Kunden Prozesse schneller abwickeln.

Technologien wie HANA sind essentiell für die digitale Transformation. Andernfalls scheitern viele innovative Ideen an der technischen Machbarkeit. Mittlerweile wissen aber auch die einsetzenden Unternehmen, dass nicht die Technologie der wesentliche Treiber ist, sondern die betrieblichen Anwendungsfälle für die Technologien.

 

Als für wie wichtig halten Sie Know How im Umgang mit SAP HANA (oder SAP generell) schon bevor man ins Berufsleben einsteigt?

 

Wenn man seine berufliche Zukunft in technologienahen Bereichen sieht, sollte man sich ein IT-Grundwissen aneignen. Dazu gehört ein Verständnis darüber wie große Anwendungslandschaften strukturiert sind.

Wenn man technisch tiefer einsteigen möchte, ist es empfehlenswert, sich eine Zertifizierung – wie z.B. über erp4students – anzueignen. Das kann den Einstieg in das Berufsleben erleichtern. Grundsätzlich halte ich es für am wichtigsten, sich zunächst einen generellen Überblick zu erarbeiten. Wenn man diesen gewonnen hat, kann eine Vertiefung sinnvoll sein.

 

In der ITK-Branche wird häufig von einem „Fachkräftemangel“ gesprochen – Bedroht ein solcher Mangel an Fachkräften die „Industrie 4.0“-Revolution?

 

Wir haben in Europa das grundsätzliche Problem, dass wir im globalen Wettbewerb nicht die ausreichende Anzahl von Nachwuchskräften haben. Das äußert sich bei IT-Themen in besonderem Maße.

Dennoch glaube ich, dass wir in Deutschland eine gute Ausgangsposition im globalen Wettbewerb haben, weil große, industrierelevante Entwicklungen in starkem Maße von hier betrieben werden. SAP ist ein sehr gutes Beispiel dafür.

Ich glaube auch, dass es wichtig ist, bereits in sehr jungen Jahren den Zugang zur Technik aufzubauen. Diese Möglichkeiten sollte unsere Gesellschaft in noch stärkerem Maße auch Mädchen eröffnen. Der stärkere Einsatz von Frauen in Fach- und Führungspositionen dürfte in Zukunft entscheidend sein.

 

erp4students bedankt sich herzlich für das Interview. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben.


© www.erp4students.de   Mittwoch, 27. Januar 2016 13:01 ds
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